Wer da nicht alles an seinem Bett gestanden ist - die eine Tante, die andere, der eine Onkel, der andere. Und dahinter gleich noch ein paar. Wenn der Junge seine Augen öffnete, war die Welt voller Onkel und Tanten und sie alle hatten ewig lange Bärte. Mit liebevollen Händen – er war ein entzückendes Baby – waren aus den Bärten Zöpfe geflochten worden, die nun sein Bettchen umkränzten. Neben seinem Kopf lagen Rosenblätter, als ob er ein Mädchen gewesen wäre, seine Decke war mit Lanzen bestickt. Dicke Vorhänge, wie um den Winter abzuwehren, hingen vor den Fenstern, die Luft war schwer und die Köpfe über dem Jungen neigten sich bedächtig hin und her wie alte Weiden. Keiner sprach, um ihn nicht zu beunruhigen. Ein Wiegen und Wogen war das über ihm, ein zarter Wind mit schwerem Gepäck: der Geruch alter Leute begleitete ihn bis in den Schlaf, wo er von Schafweiden träumte. Über die er sprang, als ob er die flinksten Beine der Welt hätte. Weit über Stock und Stein, über Bäche und Zäune, sogar die elektrischen. Die alten Köpfe wiegten sich weiter, während sie sanft seinen Schlaf bewachten.
Fotos - vorzugsweise vom Moosauer-Hof: http://www.moosauer-hof.at. Copyright der Fotos und Texte : Andrea Heinisch
Zarte, märchenhafte Welt aus Alt und Neu. Tja, die Familienbande, die Bindungen alle...
AntwortenLöschenLieben Heutegruss,
Brigitte
Viele Dank für deine schöne Rückmeldung!
LöschenLiebe Grüße, Andrea