In Erinnerung Eigentlich müsste mich heute mein Vater gleich nach dem Frühstück anrufen und mir gratulieren. Ich müsste sagen, dass Namenstage doch eigentlich gar nicht gefeiert werden, und er müsste sich räuspern, wie immer bevor er mir etwas erklärt hat, und dann müsste er sagen, dass man früher nur die Namenstage und nicht die Geburtstage gefeiert hat. Überhaupt nicht?, hätte ich ungläubig fragen müssen und er hätte gesagt: Nein, überhaupt nicht. Geschenke gab es auch keine? Nein, nicht zum Geburtstag, hätte er geantwortet. Weil der Name wichtiger war als die Geburt, weil der Name von einem Heiligen gekommen ist und weil die Heiligen eben gezählt haben. Ja, mehr als die Menschen, hätte ich gesagt. Typisch katholisch, hätte ich gesagt. Aber trotzdem Danke für die Glückwünsche, hätte ich gesagt und dabei belustigt gelacht, aber eigentlich hätte ich mich wie jedes Jahr über seinen Anruf gefreut. Er würde mich auch heute anrufen. Um halb acht, gleich nach dem Frühstück.