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Es werden Posts vom Februar, 2022 angezeigt.

In Tagen wie diesen

  Ich will dahin zurück, wo mir der Himmel ein Schlupfloch gelassen hat Wo zwischen seinem Himmelblau und all den Wolken, der er aufzufahren hat Der Platz ist für die Bäume, die es zum Himmel drängt, zum Licht, zur Sonne Auch in der Nacht Ich will dorthin, wo er den Platz gelassen hat für all das Meine Für mich, meine Sippschaft und mein Gepäck Ins Maisstroh vom vergang‘nen Herbst hab‘ ich uns gewickelt und hab‘ uns gut vertäut Wenn‘s regnen wird so ohne Unterlass wie früher Gemeinsam reisen wir dann an –   zu zweit, zu dritt, zu viert, zu fünft, zu sechst, allein Zupfen wir an den Orakelblumen: liebt mich, liebt mich nicht, liebt mich Singen wir wie einst als Kinder: verliebt – verlobt – verheiratet - geschieden Und er, der Himmel, sagt mit seinem größten Lachen: geschieden sind wir doch nie Geschiedene sind wir noch nie gewesen

Die Zeit hat andere Kinder jetzt

Wir schließen die Kussmünder und igeln uns ein, wir sind wortlos, so ohne Haut. Die Augen aber sind spitz und die Hände zu Fäusten geschlossen, in ihnen ruht die Saat fürs kommende Jahr, d ie Zeit hat andere Kinder jetzt.  

Was verloren geht

Am Rückweg wachsen Hügel, wachsen ganze Hügelketten mit grünen Wiesen, stehen kleine Häuser an gewundenen Wegen, Autos biegen in Einfahrten aus Naturstein ein, aus den Schornsteinen steigt Rauch, es ist schon kühl so am Abend. Der Himmel hat noch nie was von CO2 gehört, er nickt alles ab, wohlwollend. Im Hintergrund stehen die Alpen und eine leise Traurigkeit, weiß geworden sind die Köpfe so über die Jahre. Ich wische ihnen den Staub vom Gesicht. Ich streiche ihnen die Barthaare glatt, ganz trocken geworden knistern sie, wahrscheinlich zum letzten Mal. Ich drücke meine Finger fest auf ihre kantigen Felsspitzen wie in einer Erinnerung. Ich lege ihre Schultern in meine hohle Hand, sie füllen sie immer noch aus. Der glatte Stein fügt sich an meine Lebenslinien, er ist noch warm von den Sonnenstrahlen der vergangenen Tage.

Das Märchen vom verzauberten Prinzen

‚Am kühlen Wiesengrunde, da fand ich deinen gold’nen Schuh.‘ Da singt jemand! Da singt jemand, der mit einem grünen Umhang im Wald herumsteht und schon lang denkt, dass er nicht das Rumpelstilzchen, sondern ein verzauberter Prinz ist. Seit ihm die wunderbare Weise vom Wiesengrund und dem gold‘nenSchuh in den Sinn gekommen ist, hat er auch die letzten Zweifel verloren – so sicher verloren, wie er früher, als alles begann, seine Unschuld verloren hat. Er singt das Lied aus naheliegenden Gründen also immer wieder und das mit einer Inbrunst, dass sich der Wiesengrund eines Tages seiner erbarmt und ihm aus dem Gewölle der Nachteule einen wunderschönen Schuh aufs Gras würgt. Der verzauberte Prinz hat – wie wir ja wissen – keinen Sinn für Realitäten, also bemerkt er den kleinen Trick nicht. Er hält abrupt inne, als er sieht, was da vor ihm liegt. Er kann es kaum fassen, schon fürchtet er, dass ihm das Bewusstsein abhanden kommt, aber womöglich ginge ihm der wunderschöne Schuh mitsamt dem Bewu

Ein anderes Märchen vom Rotkäppchen

Wie es wohl wäre, wenn da zum Beispiel Rotkäppchen hinter mir ginge und alles, das ich verliere, aufheben und in seinen Korb stecken würde? Tag für Tag und Nacht für Nacht hinge es an meinen Fersen und wahrlich, da gäbe es jede Menge, das es aufheben müsste. Nach all den Jahren hätte das arme Mädel aber auch einmal genug, es müsste den Korb schließlich auch einmal abstellen dürfen, es müsste sein Kreuz richten, sich strecken und wenigstens ein oder zwei unbeschwerte Schritte tun. Und da käme es, wie es kommen muss: zu lang hätte die Pause gedauert, zu weit wäre ich schon entfernt, wenn es den Korb wieder hochheben und nach mir schauen würde. Es würde herumirren zwischen den Fichten und Buchen und Eichen, es würde nach mir rufen und den Waldboden nach Spuren absuchen, aber ich wäre wie vom Erdboden verschluckt, einfach auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Das arme Rotkäppchen aber wäre mitten im Wald zurückgeblieben mitsamt seinem Korb, unter dessen rot-weiß-kariertem Tuch alles läge, da

Ein Maler

Der Maler greift nach seinem Pinsel, als ob er einen Colt aus dem Halfter reißen würde in höchster Gefahr. Ein Duell vielleicht. Er wirft Bilder auf die Leinwand, eines nach dem anderen, wie aufgezogen. Ganze Völkerschaften entstehen, wo sie entstehen sollen, jede Menge Personal und Figuren, die sich runden, wo sie sich runden sollen, und die sich strecken, wo sie sich strecken sollen. Im weichen Samt der Damen vom Boudoir oder im tiefen Schwarz der Talare. Mit wehenden Vorhängen vor offenen Fenstern oder als dunkle Schatten im wässrigen Blau eines unentschiedenen Himmels. Wie er so dasteht und Schlag um Schlag die Blätter füllt, als wären sie die Welt und er ihre Entsprechung, glaubt er vielleicht, er sei ein großer Held, der größte womöglich. Weit holt er aus und die Zuschauer ducken sich. Sie wissen nicht: holt er zum Schlag aus oder nur zum nächsten Pinselstrich. Tief in den Farbtopf getunkt spritzt es nur so, wenn die Farbe aufs Papier klatscht. Das gibt Spritzer wie von Blut oder

So ein Anblick

Doch, das geht. Ich kann so einen Anblick in die Hand nehmen, kann ihn in Seidenpapier wickeln und sorgsam in meine Tasche stecken. Dort raschelt er zwar ein bisschen, weil er so enge Verhältnisse nicht gewöhnt ist und so eine Dunkelheit schon gar nicht, aber sonst bleibt er dort liegen und wartet, bis ich ihn wieder aus meiner Tasche hole, bis ich das Seidenpapier auseinanderfalte und ihn - großzügig - wieder in die Freiheit entlasse. Dann schaue ich ihm nach, bis er in der Ferne verschwunden ist. 

wenn der tag zuende geht

wenn der tag zuende geht und sich das licht von selber löscht bleib' ich hellwach. sitz' ich am teich, wart' ich und hör' dir zu, weil mir die nacht  weil mir die nacht erzählt von dunklen und von lichten höh'n schwindelhoch steigt sie mir nach in meine träume steigt sie mir nach, noch höher als zum höchsten dach der welt, drunter soll's nicht sein sie steigt mir nach und noch und noch und endet erst, als sie der nächste morgen weckt endlich dann liegt sie da, ein nasser sack, achtlos abgeworfen von einem, der da wanderte auf meinen wegen und nicht wusste, was er bei sich trug mit offnen armen wie ein geleit werd' ich dich dort erwarten

Als ob wir grad lernen müssten

Als ob wir grad lernen müssten, wie trügerisch unsere Sicherheit ist, auch wenn kein höherer Plan oder ein tieferer wie von diesem Deep-State dahinterstecken, was letztlich ja beruhigend wäre: lieber finstere Gesellen, die unsere Ordnung und Sicherheit gefährden, die wir aber ausfindig machen und bekämpfen können, und dann ist wieder alles gut. Lieber die finsterste Verschwörung noch finsterer Gesellen als die Tatsache, dass unsere Lebenssicherheit eine ständig gefährdete ist. Oder noch schwerer zu ertragen der Gedanke, dass es da gar keine Sicherheit gibt, dass es da nichts gibt außer ein unberechenbares Schicksal, das sich von hier auf jetzt einfach: wenden kann. Wo uns das Glück der Geburt im reichen und sicheren Mitteleuropa einfach verlässt.  Die Stürme der vergangenen Tage und Nächte können wir wohl dem Klimawandel zuordnen, der zwar nicht wirklich schicksalhaft ist, der aber ähnlich unbeherrschbar daherkommt. Und beim C-Virus ... was weiß man da schon, ich weiß nicht, woher es k

Erst das eine, dann das andere

Erst das eine, dann das andere Bein, so langsam, dass man es fast nicht sehen kann, so vorsichtig, als ob es nur um diesen einen Schritt ginge. Als eh alles beisammenbleibt, zieht er auch den Rest hinter sich her, knarzend und stöhnend, dass man meinen möchte, er bricht auseinander:   Da schiebt sich also der alte Gartensessel ins Bild. Ja doch, er hat genug vom Schattendasein. ‚Verdammt noch einmal‘‘, sagt er und wackelt mit der Sitzfläche. Verdammt will er sein, wenn er an dieser Mauer kleben bleibt, wo er seit Jahr und Tag wie angenagelt hängt oder auch nicht, je nach der Laune der Wettergötter. ‚Nicht mit mir‘, murmelt er, während er sich in Zeitlupentempo und ächzend wie ein Schwerarbeiter vom Hof macht. Und die Sonne?   Die Sonne steht währenddessen am Himmel herum und lacht, wie sie das immer tut.

Wie Zwei

Wie ein Fisch im Wasser, wie Federn, die der Wind verliert, wenn er über die Äcker zieht. Wie ein großer Sturm, der alles mit sich und in die Höhe reißt wie ein Orkan, so weit sind wir also gekommen. Das Meer aber fließt einfach landauf und landab wie im Jahr davor und die Fische sammeln sich wie gehabt zum dunklen Schwarm und schlingern herum wie ein einziges riesiges Seeungeheuer. Wie immer täuschen sie ihre Feinde, das liegt ihnen einfach im Fischblut. Und die Federn? Die Federn liegen friedlich im Schnee, als ob das immer schon so gewesen wäre. Ziellos wie Zwei, die versehentlich als Geschwisterpaar kamen und in der Kälte der ach so kurzen Tage im Schnee vergessen wurden.

Was ist

Ich finde dich gut, sage ich. Ich hab‘ dich vom ersten Tag an gut gefunden und suche dich trotzdem jede Stunde, jede Sekunde. Fortwährend. Immerwährend, denke ich. So ein Zeitenwirrwarr in unseren Köpfen und natürlich die große Sprachenverwirrung. Aus Schuld, aus lauter Schuld sind wir geboren und können nicht darüber sprechen. Nur Gebete gibt es und Hoffnung, wenn die Tage gut sind. Stumm schauen wir einander an, ohne ein Lächeln, ohne uns zu begreifen. Wo geht sie hin, wenn sie geht, denke ich, und was ist, wenn da immer nur das Hohe Lied ist und kein Wort für die Liebe. Sprachlos ist fühllos ist alles, denkst du und redest die Welt ins Quadrat, bis ins letzte Eck. Wie krumm und wie schief hängt sie seit Millionen von Sätzen im All, so sinnlos. Ein paar bunte Spruchbänder flattern im Wind, einfach so, man möchte fast meinen: fröhlich. Und dahinter liegt dein Gesicht, denke ich, und was ist, wenn das der Anfang ist.  

Als ob eine Handvoll Sterne

Als ob eine Handvoll Sterne in unseren Teich gefallen wäre, als ob jemand geheime Botschaften auf seine Oberfläche geschrieben hätte, als ob im Hintergrund drei Herren warten würden, bis man ihnen das Glas Winterbier reicht, damit sie es austrinken bis zum letzten Schluck. 

so leicht ist mir die welt heut‘

auf meine schultern könnt‘ ich sie heben und in die luft könnt‘ ich sie werfen, bis sie klappert als hätte sie jemand mit reiskörnern gefüllt, leicht so leicht ist mir die welt heut‘, als ob ich ein kind wär ein kind mit silbernen schuhen vom reif wo es wispert und knistert bei jedem schritt wie verzaubert, wie leicht, wie dem kind ist mir heute die welt

Am offenen Herzen

‚Wer hat was von Lieben am offenen Herzen gesagt?‘, sagt die Geliebte. ‚Wer hat was von Öffnen gesagt?‘, sagt der Liebende und macht ein Gesicht, als ob er sich gleich ein Herz für noch mehr fassen würde. Als ob er sich gleich sein Herz für ihr Herz fassen würde. Und noch bevor die Geliebte auch nur Luft holen kann, greift er schon zu und hebt ihr das Herz aus dem Leib. Streicht er ihm zärtlich das tropfende Blut von den Seiten, hält er es sich an die Wangen und ans Ohr, um es klopfen zu hören. ‚Lass mich raus!‘, klopft es da, ‚Lass mich raus aus deiner Nummer!‘, klopft es noch deutlicher, doch der Liebende ist viel zu glücklich, um die Zeichen verstehen zu können. Stolz läuft er mit dem Herz der Geliebten auf die Straße, hebt er es in die Höhe wie der Priester die Monstranz bei der Wandlung, ruft er die Menschen herbei, damit sie ihn sehen in seinem Glück. Sie aber, die Geliebte, bleibt zurück mit ihrer Haut und ihren Knochen und dem Loch in der Brust, als hätte sie jemand erschossen.

Ein zarter Wind mit schwerem Gepäck

  Wer da nicht alles an seinem Bett gestanden ist - die eine Tante, die andere, der eine Onkel, der andere. Und dahinter gleich noch ein paar. Wenn der Junge seine Augen öffnete, war die Welt voller Onkel und Tanten und sie alle hatten ewig lange Bärte. Mit liebevollen Händen – er war ein entzückendes Baby – waren aus den Bärten Zöpfe geflochten worden, die nun sein Bettchen umkränzten. Neben seinem Kopf lagen Rosenblätter, als ob er ein Mädchen gewesen wäre, seine Decke war mit Lanzen bestickt. Dicke Vorhänge, wie um den Winter abzuwehren, hingen vor den Fenstern, die Luft war schwer und die Köpfe über dem Jungen neigten sich bedächtig hin und her wie alte Weiden. Keiner sprach, um ihn nicht zu beunruhigen. Ein Wiegen und Wogen war das über ihm, ein zarter Wind mit schwerem Gepäck: der Geruch alter Leute begleitete ihn bis in den Schlaf, wo er von Schafweiden träumte. Über die er sprang, als ob er die flinksten Beine der Welt hätte. Weit über Stock und Stein, über Bäche und Zäune, sog

Schön anders

Hinterhöfe finde ich besser als die Vorderfronten der Häuser, weil ich eine Vorliebe für die andere Seite habe, also für die, die man doch bitte nicht unbedingt sehen muss. Auch wenn in den Hinterhöfen neuerdings zwar auch schon ganz schön herumrenoviert wird, bleiben sie die andere Seite, bleiben sie schattig, verwinkelt, abgewandt. Mistkübel stehen da herum und alte Autoreifen, manchmal auch ein Baum mit langen, dem Licht dünn entgegenwachsenden Ästen. Irgendwelche Hausbewohner haben, seit die Natur wieder modern geworden ist, in Ermangelung einer Dachterrasse Blumentöpfe abgestellt, die hier aber gar nicht wie Dachterrasse ausschauen, sondern so, als ob sie jemand aus den Mistkübeln gefischt hätte. In kürzester Zeit wird hier alles stadtgrau, als ob es schon viele Jahre auf dem Buckel hätte, als ob es schon durch hundert Hände gegangen wäre, als ob der Wind es vor Monaten vom Nachbarhinterhof herübergeweht hätte. 

in deinen augen

in deinen augen möcht‘ ich steh‘n, wenn du sie beim lachen schließt und stehen bleiben will ich dort, bis ich die fernen orte seh‘ die du nicht kennst nie sehen wirst weil es meine orte sind, blind für dich wie altes glas das wer-weiß-wer vergessen hat vor langer zeit als du und ich noch in den kinderschuhen love an happyness erprobten, bis alles voll war, überquoll und so verging

Leseempfehlung: Martin Krusche: Ich bin Lyriker

"... Wie wird was? Wie schon angedeutet, meine literarische Arbeit hat immer auch eine Hintergrundfolie in meinem konkreten Leben. Meine Gedichte schreibe ich aber, um Gedichte zu schreiben, die etwas taugen. Es ist ein literarisches Motiv, das mich treibt. (Für meine Gefühlswelt habe ich ein paar Freundinnen und Freunde als Gegenüber, falls ich mich dazu äußern mag.) ..." https://austria-forum.org/af/Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/prisma022_lyrik?fbclid=IwAR3MqjLIcsfW4u6xTNTMDq-5HQSNSvsWW-d1Aq6x70Wxfma7iAO72fuJul8

Worte finden

  Worte finden ist wie Umrisse finden ist wie Schutzräume finden.

als die nacht, so breit wie eine autobahn

als die nacht, so breit wie eine autobahn vor uns lag und ich in seinen armen da fiel mir ein, so siedend ein dass ich vergessen hatte, was so naheliegend war gewesen war, als er und ich noch an dem tisch – er kennt ihn wohl zwei plätze waren immer frei – uns immer wieder fanden wie zum glück ganz ohne argwohn sind wir nachgegangen unseren geschäften er den seinen, ich den meinen und in der mitte traf es sich zu lebhaftem gespräch und weil die nacht, so breit wie eine autobahn ist sie gewesen vor mir lag und ich in seinen armen da fiel‘s mir ein, den traum zu träumen doch träumt‘ ich ihn – und das war gut – allein

Betende Hände

 Pfingstrosen am Stamm, wobei die Sehnsucht der Sonne gilt und nicht dem Herrn. :)

Stillleben

Wikipedia:  Stillleben  (früher Stilleben) bezeichnet in der Geschichte der europäischen Kunsttradition die Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände (Blumen, Früchte, tote Tiere, Gläser, Instrumente o. a.) ... wobei es das Spannende ist, dass diese toten, reglosen Gegenstände immer übers Leben erzählen,  Stimmungen so einfangen, dass man sie unversehens mitempfindet. 

in einem netz aus grobverstrickter seide

in einem netz aus grobverstrickter seide schimmernd wie die nasse oberfläche von asfalt wird heimgeholt in einem zug das allerletzte wort  : schreiben  tropfnass, wie frisch geschöpft ist das  papier  apart apart - einer nach dem anderen - fallen die bögen im triumph du blätterst schnell, wie atemlos, als wär' der teufel hinter dir

Auf der richtigen Seite (Ein Vexiertext)

Plötzlich liegt dieser Weg vor dir, so einladend. So eindeutig und klar. So geradlinig. So fraglos. Ohne jede Alternative. So sauber und hell, dass auch kein lichtscheues Gesindel zwischen den Autos lauern, dir in den Weg springen und dich stellen wird, um dir deine Entscheidung abzunehmen. Du kannst den Kopf hoch tragen, weil dir nichts mehr um die Ohren fliegen wird.  Du bist dann auf der sicheren, du bist dann auf der richtigen Seite.

Ein Blick

 ein blick ist ein blick ist ein blick

Die Sache mit der Perspektive

Das ist so eine Sache mit der Perspektive, also wenn man es ganz genau nimmt mit ihr. Wenn man in seinem Eck steht und schaut und schaut und schaut und sich kein bisschen rührt, damit man ja nichts übersieht von der Zukunft. Also wie sie werden wird, wenn dieses oder wenn jenes passiert. Wenn Frühling wird zum Beispiel. Oder Winter oder das, das wir früher für Frühling oder Winter gehalten haben. Nur der unbewegte Blick bringt Klarheit und Sicherheit, das haben wir gelernt. Wir rühren uns also nicht, weil uns unsere Zukunft lieb ist. Wir schauen und schauen und fürchten uns nicht, wenn sich die Balken biegen. Das ist so, das muss so sein und man gewöhnt sich schnell daran, wenn man so schaut und schaut und schaut. Irgendwann verwächst man schließlich mit seinem Standpunkt, der einem dann schon so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass man gar nicht mehr zu unterscheiden ist  von ihm.  Grau wird man da schon geworden sein, eins mit dem ausgebleichten Holzbrett, auf das man sich - vo

Bild mit Ratsche

Wenn der Bub die Ratsche aufhebt und sie mit einer kräftigen Bewegung in Schwung setzt, wird ihr ohrenbetäubender Krach alle aufwecken: die gebogenen Metallstäbe werden starker Mann spielen, der chinesische Tempel wird sich den Wind durch die Ritzen pfeifen lassen und der Abhang wird mir zurufen: Du kannst mich kreuzweise! Ein paar neugierige Zuschauer werden ihre Zeigefinger ins Bild strecken und wie jedes Jahr alles besser wissen, zwei Einbeinige werden sich zum Picknick verabredet haben und ihre Jausenbrote auspacken. In der Ferne werden die buckligen Alten beraten, wie es weitergehen soll. 

Spiegel und Spiegelungen

Ich kann es nicht leiden belehrt zu werden (vielleicht bin ich deshalb Lehrerin geworden, was weiß man schon). Und ich kann es noch weniger leiden, wenn irgendwelche Menschen mir einen Spiegel vorhalten wollen, damit ich mich selbst belehren kann. Danke nein, sage ich da. Such dir doch bitte wen anderen, dem du den Spiegel vorhalten kannst, sage ich da. Am besten dir selbst, sage ich da.