Der Tag beginnt grau wie jeder Tag, bald aber wird er aufgehen wie ein Germteig. „Nimm mich!“, wird er sagen, wenn ich ihm die Vorhänge wegziehe, und ich werde mich verschämt auf die Seite drehen. „Sei doch nicht immer so direkt!“, werde ich sagen und mit einem halben Auge hinauslinsen, weil wie er ausschaut, will ich schon wissen. Groß ist er. Größer als es die Welt je sein wird, und so hell. Kein Wunder, es ist Mai und da tun die Tage gern so frisch und jung, als ob sie sich wie zum Anbeißen vor mein Fenster gestellt hätten, dabei wollen sie immer nur das eine: aufgehen und am Himmel stehen. Im Büro geht es wieder einmal drunter und drüber. Keiner hat was, keiner kann was, vor allem kann keiner was dafür. Und wollen tut sowieso keiner. Nicht so. E-Mails ohne Ende, ich werde mit Spam geflutet, dazwischen Mitteilungen, Newsletter (Habe ich die wirklich alle abonniert?), Anfragen, Bewerbungen, Ankündigungen, Einladungen zu irgendwelchen Frühlingsevents mit wichtigen Leuten. Die Homepa
Auch an der Ecke Serviten- und Berggasse sind die Lokale großflächig auf die Gasse hinausgewandert. In der Nacht hat es noch gedonnert, aber schon am Vormittag ist wieder jeder Platz besetzt, der Kellner, der wie ein Testimonial für das coolste Gewand der Stadt daherkommt, bewegt sich elegant zwischen den engen gestellten Tischen. Noch vor zwei Wochen sind auf den Sesseln warme Decken gelegen, jetzt ist die große Markise ausgerollt. Trotzdem blendet die Sonne auf die Tische, taucht Gesichter, Kaffeegeschirr, Croissants, Präsentationsmappen, Handys und Laptops, Lederrucksäcke und Handtaschen in sommerliche Hitze. Die Leute scheinen alle gleich alt zu sein, zwischen 25 und 40, ab und zu sitzen – meist allein an einem Tisch – auch Ältere, wobei das solche sind, denen man das Alter nicht ansieht, auch nicht wenn sie einem nach zehn Jahren plötzlich über den Weg laufen würden. Ecke Serviten- und Berggasse – ich glaube, dass das der geheime Treffpunkt derer ist, die bei uns alles am Laufen h