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Jetzt aber

Wenn's dem Ende zugeht und so viel zurückbleibt, dass du eine ganze Stadt drumherum bauen musst, um es unterzubringen. Wenn dann aber eines Tages ohne jede Vorankündigung, während du vielleicht gerade die Brösel vom Tisch wischst, mitten Zuende-Gehen ein Anfang anfängt und der ist vollgestellt mit tausendundeiner Insignie, von denen jede sagt: "Ich bin deine Stadt." Und wenn, während du vielleicht gerade die letzten Brösel vom Abendessen des vergangenen Tages in den Mistkübel kippst und dir auch was dazu denkst, wenn genau da irgendwas ganz laut im Hausflur knallt, als ob der Nachbarin die Henkel ihrer stets gefüllten Einkaufstaschen gerissen und die tausendundein Sachen aus dem nahegelegenen Supermarkt die Stiegen hinuntergekugelt und in allen Farben dieser Welt am Kachelboden liegengeblieben wären. ('Endlich!', würdest du unwillkürlich denken.) Wenn du dir - vom Lärm aus dem Stiegenhaus aus deinen Gedanken gerissen wie die Henkel der Einkaufstaschen - irgendeines der vielen Fahrzeuge dieser Stadt schnappen würdest oder den Fallschirm, der vor tausendundeinem Tag in einer Kinderzeitschrift als Beilage am Titelblatt geklebt ist. Wenn die Stadt genau da ihre tausendundein Fenster geöffnet hätte, weil grad so ein schöner Frühlingstag ist und du sagst: "Jetzt aber", dann bewegt sich die Stadt von hier auf jetzt wie so ein Flohmarkt, und wie du so schaust, bist du froh, dass du noch schnell ein letztes Foto gemacht hast, wie es früher einmal war, als all die tausendundein Dinge noch seelenruhig an ihrem Platz gestanden sind. "Da haben sie noch gewusst, wo sie hingehören", würdest du zur Nachbarin in einem Ton sagen, als ob du kurz vor verzweifelt wärest, aber dein Lachen würde grad mal eine Treppe höher im Zwischenstock hinter den Stäben des Handlaufs sitzen. Es ließe dir seine Beine höchst vergnügt vors Gesicht baumeln und du würdest sie - als ob sie dich stören würden - immer wieder auf die Seite schieben wie Haarsträhnen, die dir der Fahrtwind vors Gesicht geweht hat.




Kommentare

  1. Deine poetischen Geschichten sind wie Wollknäuel, die man beim Lesen abwickelt und es kommen immer neue eingearbeitete Überraschunegen zum Vorschein. :--)
    Einen lieben Gruss ins Wochenende,
    Brigitte

    P.S. Ich warte immer noch auf die Buch-Lektüre von dir. (Gestern, beim Nachfragen im Versandhaus, vertrösteten sie mich auf Mitte oder Ende nächster Woche...)

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    1. Oje, da hoffe ich, dass es nächste Woche dann auch klappt mit dem Buch!
      Danke, das finde ich einen richtig schöne Vergleich mit dem Wollknäuel!
      Liebe Grüße (fast) aus dem zu jätenden Beet, Andrea

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  2. Oh, da ist aber eine Menge los - egal ob in der Realität oder der Phantasie ;)
    Da sind anschließend Stille-Momente angesagt, oder ?
    Herzliche Grüße

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    1. Ja, da ist viel los. Stille-Momente? Zur Zeit eher nicht, glaube ich, aber ich bin ja gut "aufgetankt" - da wie dort! :)
      Sonnige Grüße, Andrea

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