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Eigentlich mag ich Montage. (Ausschnitt)

 Eigentlich mag ich Montage. Ich mag ich auch den frühen Morgen und den ersten Jänner und den Frühling und wahrscheinlich sogar Neugeborene (das vermute ich aber nur, weil ich nie ein Neugeborenes gesehen habe, Annabelle war schon ein paar Wochen alt, als ich sie das erste Mal im Arm hatte). Da liegt noch ein ganzes Leben, ein ganzes Jahr und alle Jahreszeiten, eine ganze Woche oder ein ganzer Tag vor einem. Alles ist noch möglich, alle Wünsche können noch erfüllt, alle Träume können noch wahr werden. Der Dienstag ist der schlechteste Tag der Woche. Da weiß man wieder, dass gar nichts möglich ist, dass kein Wunsch erfüllt und kein Traum wahr wird, und man hat noch sechs Tage bis zum nächsten Montag. Manchmal ist das Montagsgefühl aber schon am Montag zu Mittag vorbei, wenn du eh schon mit Kopfweh aufgewacht bist, weil das Wetter mal wieder verrücktspielt oder der Kreislauf oder du hast gestern Abend doch ein Glas zu viel getrunken. Wenn du ins Büro kommst und da steht die Luft eines ganzen Wochenendes, weil schon wieder kein Fenster gekippt war, wenn schon wieder jemand dein Kaffeehäferl benutzt hat und jetzt gar keines sauber ist, was aber eh egal ist, weil keiner den Kaffee nachgekauft hat. Weil dann zum Beispiel auch noch ein wichtiger Kunde abgesprungen ist (es war dein Kunde), weil der jetzt wo einsparen muss. Wenn es heißt, dass jemand gehen wird müssen, weil auch die Agentur wo einsparen muss und weil die Personalkosten einfach zu hoch sind, als dass man jemanden einfach mitziehen könnte, bis die Zeiten wieder besser werden. Vielleicht war deine Performance nicht gut. Vielleicht bist du schon zu alt. Die beiden jungen Mädel scheinen nicht besonders irritiert zu sein, die eine will eh noch den Master machen und die andere überlegt, ob sie nicht doch noch auf Weltreise gehen soll, die sie wegen Corona nicht machen hat können. Ich beneide sie um diese Leichtigkeit, es ist die Leichtigkeit der Jugend, denke ich. Der Jugend, die keine Sorgen kennt, denke ich, wo schon die Eltern keine Sorgen gehabt haben. „Oder ihnen ist alles egal, weil eh alles den Bach hinuntergeht“, mutmaßt die Zappletal, die vom Zeckenbiss genesen in bester Stimmung wieder im Büro ist und ihrerseits überlegt, eine Zusatzausbildung zu machen. Zum Coach. Frauen in ihrem beruflichen Werdegang zu unterstützen, das wäre echt ihr Ding, sagt sie. Und dass es dafür auch Förderungen geben wird. Die Zappletal wird aber ganz sicher nicht gehen müssen, weil die ja nicht nur den Oswald, sondern auch die Kunden so beeindrucken kann, dass wir praktisch jede Ausschreibung gewinnen, wenn sie präsentiert. Die ist unverzichtbar. Der Oswald hat einen Kundentermin, aber der ist eh auch nicht gefährdet, vermute ich. Weil er unser Quotenmann ist. Aber ins Zeug legen wird er sich schon müssen, weil nur die Zappletal bei Laune zu halten, das wird in Zeiten wie diesen nicht reichen. Ich überlege, was ich machen könnte, schließlich ist die Zappletal nicht viel jünger als ich. Mir fällt aber nichts ein, außer dass das ein Scheißmontag ist. Und der Dienstag ist dann natürlich auch nicht besser.  




Kommentare

  1. Da ist wohl voll der Blues ausgebrochen. :--)
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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    1. Ja ... und das wird nicht besser .... ;) (Morgen mehr ...)
      Liebe Grüße, Andrea

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