Ich erzähle von
Filo, wie ihr das Wilde vergangen ist, weil ihr der Hund gestorben ist. Ich erzähle,
dass sie diesen Hund – wenn man das so sagen kann – mit einer Affenliebe
geliebt hat. Ich erzähle, dass er ihr Ein-Und-Alles war, emotional wäre sie
komplett verloren ohne ihren Buzzi, ihr Buzzi sei einfach ihr Leben, hat sie noch
vor ein paar Tagen gesagt und dabei die Augen aufgerissen und die Brauen
hochgezogen, als ob sie mir die größte Bedeutsamkeit ihres Lebens anvertrauen würde.
Wir treffen uns öfter unten am Donaukanal, weil man mit einem Hund ja Gassi gehen
muss. Wobei Buzzi eh so verwöhnt war, dass er nicht in den Gassen Gassi gehen
wollte, Buzzi brauchte den weichen Untergrund von Gras. Auch mit dem Gehen hat
er es nicht gehabt, er war einfach ein fauler Sack, mehr als die paar Schritte bis
in die Wiese waren selten drin, weswegen wir meistens nach kürzester Zeit alle
drei in einem der Lokale gesessen sind, die da unten am Donaukanal schon vor etlichen
Jahren aus dem Asphalt geschossen sind. Die Kellner schurln da sofort mit einem
Wassernapf herbei, die Tischnachbarn können gar nicht anders, als den Hund zu
streicheln, und die Mädchen rufen „Wie süß!“, und das alles, wo Buzzi genauso hässlich
war wie alle anderen Bulldoggen: Babyaugen auf dem ausgefressenen Körper eines
gelangweilten alten Mannes. Sehr sonderbar, worauf man stehen kann, das habe
ich mir nicht nur einmal gedacht. Trotzdem tut mir Filo leid. Wie ein Häufchen
Elend sitzt sie da. Als ob Buzzi ihre ganze Kraft mit ins Hundegrab genommen
hätte. „Auf einmal hat er zu lächeln aufgehört“, sagt sie ein ums andere Mal
und immer mit derselben Fassungslosigkeit, als müsste sie sich diesen Moment
immer wieder ins Gedächtnis rufen, um ihn irgendwann auch begreifen zu können. „Auf
einmal hat er zu lächeln aufgehört.“ Nur weil sie mir leidtut, höre ich mir
diesen Satz mindestens hundert Mal an und beginne nicht wie normalerweise eine
Diskussion über Tierliebe versus Menschenliebe. Sage ich nicht, dass nur Menschen
lächeln können. Dass nur bei Menschen das Lächeln hinter den Mundwinkeln erst
so richtig anfängt und dass nur eines wirklich das Leben kostet: wenn so ein Lächeln
abbricht.
. Aus irgendwelchen Gründen kann ich hier keine Fotos mehr hochladen. So habe ich einen neuen Blog gestartet, wobei ich mich dort noch ganz schön herumplage ... Aber hier: Andrea Heinisch, der Blog – Fotos, Texte und Neuigkeiten von Andrea Heinisch (wordpress.com) geht es weiter! Davon abgesehen bin ich jedoch wie jeden Sommer ohnehin schwer beschäftigt: Nach den ganzen Beeren müssen nun Tomaten, Gurken, Zuccini, Paprika, Lauch, ... verarbeitet werden, und Besuch findet sich hier auf unserem Hof ja auch immer wieder ein. Alles andere muss dazwischen passieren. :) Liebe Grüße, Andrea
Eine traurig-schöne Geschichte über Menschen, Hunde und das Lächeln ist das.
AntwortenLöschenDanke und lieben Gruss,
Brigitte
Danke für deinen Kommentar!
LöschenLiebe Grüße, Andrea