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Sonntag. Die Sicht ist deutlich

Sonntag. Die Sicht ist deutlich. Durchdringend. Klar. Nur unten am Boden wuchert's dunkel. Wildwuchs, weil das Licht im Schatten einfach nicht leuchtet, Sonntag hin, Sonntag her. Eine Schande eigentlich. Drei Kreuze geschlagen und den Herrn um Vergebung gebeten: so unvollkommen sind wir. Doch der Himmel leuchtet und das so gnadenlos blau, dass uns die Augen wässrig werden. Vor lauter Schönheit oder ist es die Scham, die auf uns herunterplatzt. Gleich hinter den Bäumen wird währenddessen Fußball gespielt. Oder auch Krieg: frisch gestrichene Rauchfänge gegen abgeschmierte Bunker. Die Bäume klatschen eifrig mit ihren nackten Ärmchen, gelegentlich bricht ein Ast ab und kracht hinunter auf die Menschen, die zu ihren Versammlungen eilen. 




Kommentare

  1. Schöne, klare Momentbeschreibung, die zum Mit- und Weiterdenken anregt. Es hat so viel Gedankenstoff Platz im Sichtfeld...
    Lieben Sonntagsgruss,
    Brigitte

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    1. Danke :) ... Ich wohne hier ja schon 36 Jahre lang, aber diesen Blick, der so viel gemeinsam erfasst, habe ich noch nie (bewusst) gehabt. War auch "in Echt" gewissermaßen ein Erlebnis.

      Lieben Sonntagsgruß zurück,
      Andrea

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  2. Scham und Schande - die Wörter sind mir aus meiner Kindheit bekannt, meist als Zuschreibungen von außen. Ich habe sie für mich gestrichen, kenne Scham schon noch - ab und zu - doch dann gehören sie zu mir, sind mein Ausdruck und keine zugeschriebenen.
    Dir einen angenehmen Sonntag.
    Herzliche Grüße

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    1. Vielen Dank, ich freue mich immer, wenn ich quasi mitschauen darf bei den Gedanken/Assoziationen, die ein Text auslöst. :)
      Liebe Grüße, Andrea

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  3. so ein schöner Himmel
    (und klare Gedanken dazu ;) )
    wir haben die Sonne schon lange nicht mehr gesehen

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Danke, liebe Rosi ... ja, ich habe Sonne und blauen Himmel auch schon länger nicht mehr gesehen. Da s wäre schön langsam mal wieder fällig ... :)
      Liebe Grüße
      Andrea

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