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Über die Freiheit von Entscheidungen oder MyBodyIsMyCastle (Über die Impfdiskussion)

Viele Entscheidungen sind frei, weil die Leute ohnehin nach gesellschaftlichen Übereinkünften entscheiden. Aber diese Übereinkünfte werden immer brüchiger, das ist wohl auch der Grund, warum es so oft den Ruf nach dem Richter oder nach neuen Gesetzen gibt, vielleicht auch geben muss. 

Dass Impfungen ein probates Mittel sind, sich vor Krankheiten zu schützen, war bislang eine weitgehend gültige Übereinkunft. Das hat sich - schon vor Covid - zu ändern begonnen, und das hat auch damit zu tun, dass der Körper vom Gefäß zum Inhalt geworden ist. In der katholischen Tradition war der Körper ja nur die sündenanfällige Hülle, die man halt braucht, ein Vehikel für die Seele. Heute ist der Körper der Hauptdarsteller, vielleicht weil man die Seele nicht fotografieren kann, den Körper aber schon, und seit der Erfindung des Selfies auch und am liebsten den eigenen. 

Der Körper wird aber auch als letzte Bastion der Selbstbestimmung empfunden, nicht nur was die Bildrechte angeht: "Wenigstens für meinen Körper will ich Bestimmungs- und Entscheidungsgewalt haben, wenn ich schon sonst auf nichts mehr Einfluss habe." 

Der Körper zeigt zudem, was früher überwiegend über die Kleidung ausgedrückt worden ist, er ist zu einer Art Anzeigefläche für Ich-Auskünfte geworden. Von "definierten" bis zu tätowierten oder schönheitsoperierten Körpern - der Körper ist nichts Gegebenes mehr, sondern er unterliegt dem freien individuellen Gestaltungswillen. 

Das gilt auch nach Innen, auch die Nahrungsmittel, die man zu sich nimmt, sind weit mehr als Nahrungsmittel. So kann man moralische Integrität zeigen, indem man vegan isst - ist. So transportiert sich Sensibilität (eine Art Körperwokeness?) über die zahlreichen Unverträglichkeiten. So gibt es jeden Tag einen neuen Ernährungstrend, dem diejenigen, die gesund, fit und leistungsbereit sind und das auch zeigen wollen, folgen. 

Und auch in der Medizin gibt es nicht mehr nur noch ein paar Hausmittel, derer man sich im Fall kleinerer Beschwerden bedient, sondern es gibt eine ganze Industrie, die von der Skepsis der Medizin gegenüber, aber auch von dem Wunsch nach individueller Entscheidung über den Körper lebt. Man will selbst entscheiden, was als krank im Sinn von behandlungsbedürftig betrachtet wird, vor allem will man selbst entscheiden, nach welchen Grundsätzen Ursachen gesucht, Zusammenhänge gefunden und Behandlungsarten gewählt werden. Im Internet ist wie in einem Supermarkt alles mögliche ausgebreitet und wie im Supermarkt will man sich eben auch frei entscheiden, wo man zugreift. Und man ist auch bereit, dafür zum Teil absurd viel Geld auszugeben. Weil man es eben frei entscheiden kann - sei es auch fürs Falsche. Die Freiwilligkeit der Entscheidung ist wichtiger als das Ergebnis. 

Und auch impfen lässt man sich ... aber eben freiwillig und wenn die Obrigkeit will, dass man sich impfen lässt, dann zeugt ein SichNichtImpfenLassen am besten von dieser Freiwilligkeit, dann kündet das NichtTun von maximaler Selbstkompetenz, die dann über die Fachkompetenz gestellt wird. Und nirgends spürt man seine Kraft stärker als im Widerstand. 



Kommentare

  1. Das sind kluge Überlegungen zu diesem komplexen Thema.
    Tja, das Leben wird nicht einfacher, seufz!
    Einen lieben Sonntagsgruss,
    Brigitte

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    1. Danke für deinen Kommentar ... ja, das Leben wird nicht einfacher in Zeiten wie diesen ... Aber mir wird's leichter, wenn ich es zumindest ein wenig verstehen kann. :)
      Leider sehr verhangene Sonntagsgrüße,
      Andrea

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  2. sehr wahr..
    der Mensch macht sich selber zum Maß aller Dinge und engt damit sein Weltbild sehr ein
    während man sonst zumindest in der "Sippe" oder Familie handelte und Fürsorge traf
    gibt es heute fast nur noch Egoisten.. ich ich ich
    die Anderen sind mir egal
    und wenn man dann genauso behandelt wird ist das Geschrei auf einmal groß
    ich hoffe dass wir uns die Empathie auch für andere Menschen erhalten können

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Ja, liebe Rosi, das sehe und hoffe ich auch so!

      Liebe Grüße, Andrea

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