‚Am kühlen
Wiesengrunde, da fand ich deinen gold’nen Schuh.‘ Da singt jemand! Da singt
jemand, der mit einem grünen Umhang im Wald herumsteht und schon lang denkt, dass
er nicht das Rumpelstilzchen, sondern ein verzauberter Prinz ist. Seit ihm die
wunderbare Weise vom Wiesengrund und dem gold‘nenSchuh in den Sinn gekommen
ist, hat er auch die letzten Zweifel verloren – so sicher verloren, wie er
früher, als alles begann, seine Unschuld verloren hat. Er singt das Lied aus
naheliegenden Gründen also immer wieder und das mit einer Inbrunst, dass sich
der Wiesengrund eines Tages seiner erbarmt und ihm aus dem Gewölle der
Nachteule einen wunderschönen Schuh aufs Gras würgt. Der verzauberte Prinz hat –
wie wir ja wissen – keinen Sinn für Realitäten, also bemerkt er den kleinen
Trick nicht. Er hält abrupt inne, als er sieht, was da vor ihm liegt. Er kann
es kaum fassen, schon fürchtet er, dass ihm das Bewusstsein abhanden kommt,
aber womöglich ginge ihm der wunderschöne Schuh mitsamt dem Bewusstsein verloren,
also reißt sich unser verzauberter Prinz zusammen. Er hüpft von einem Bein aufs
andere, um sein Entzücken zu zügeln, aber er gerät dabei trotzdem so außer
sich, dass der Waldboden unter seinen Tritten zu schwingen beginnt. Fast gibt
es ein Erdbeben: Das Ende ist nah!, aber die Begeisterung findet das Ende einfach
nicht, und so fegt sie schließlich über Stock und Stein, über Himmel und Erde,
und natürlich auch über die Wiesen und Wälder wie ein Orkan. Ja, der
verzauberte Prinz ist echt von den Socken, die natürlich auch verzaubert sind,
und deshalb wachsen ihnen kleine Flügel, obwohl die doch schon seit
Jahrhunderten jemand anderem gehören. Wäre der verzauberte Prinz auch nur ein
bisschen gebildet oder sähe er wenigstens ab und zu fern, so wüsste er das
auch. Doch er ist ja nur verzaubert und nicht gebildet, also hält er die Flügel
für seine eigenen, und wie das so ist, wenn man etwas glaubt, also so richtig
glaubt, und wenn das kein Märchen, sondern echte und wahrhaftig belegte
Wahrheit ist, dann ist das ganz wunderbar für unseren verzauberten Prinzen: die
fremden Flügel werden ihn, den gold‘nenSchuh in der Hand, im Sturm über die
Wälder tragen, und wenn der Zauber nachlässt und er auf die Erde plumpst, wird
er die eine finden, deren Fuß in den Schuh passt.
. Aus irgendwelchen Gründen kann ich hier keine Fotos mehr hochladen. So habe ich einen neuen Blog gestartet, wobei ich mich dort noch ganz schön herumplage ... Aber hier: Andrea Heinisch, der Blog – Fotos, Texte und Neuigkeiten von Andrea Heinisch (wordpress.com) geht es weiter! Davon abgesehen bin ich jedoch wie jeden Sommer ohnehin schwer beschäftigt: Nach den ganzen Beeren müssen nun Tomaten, Gurken, Zuccini, Paprika, Lauch, ... verarbeitet werden, und Besuch findet sich hier auf unserem Hof ja auch immer wieder ein. Alles andere muss dazwischen passieren. :) Liebe Grüße, Andrea
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