Wie es wohl
wäre, wenn da zum Beispiel Rotkäppchen hinter mir ginge und alles, das ich
verliere, aufheben und in seinen Korb stecken würde? Tag für Tag und Nacht für Nacht
hinge es an meinen Fersen und wahrlich, da gäbe es jede Menge, das es aufheben
müsste. Nach all den Jahren hätte das arme Mädel aber auch einmal genug, es
müsste den Korb schließlich auch einmal abstellen dürfen, es müsste sein Kreuz
richten, sich strecken und wenigstens ein oder zwei unbeschwerte Schritte tun.
Und da käme es, wie es kommen muss: zu lang hätte die Pause gedauert, zu weit
wäre ich schon entfernt, wenn es den Korb wieder hochheben und nach mir schauen
würde. Es würde herumirren zwischen den Fichten und Buchen und Eichen, es würde
nach mir rufen und den Waldboden nach Spuren absuchen, aber ich wäre wie vom
Erdboden verschluckt, einfach auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Das arme Rotkäppchen
aber wäre mitten im Wald zurückgeblieben mitsamt seinem Korb, unter dessen
rot-weiß-kariertem Tuch alles läge, das ich in meinem Leben so verloren habe. Selbstredend
hätte der Wolf des Waldes die ganze Geschichte mitbekommen und weil so ein Wolf
immer auch eine Ahnung von Märchen hat, hätte er dem Rotkäppchen eine Spur aus Brotkrumen
gelegt. Denn natürlich hat auch so ein Rotkäppchen eine Ahnung von Märchen und
so würde es sich beeilen, den Brotkrumen zu folgen, bevor sie ihm irgendwelche
hungrigen Waldtiere wegfressen könnten. Wenn es mich schon verloren hatte,
wollte es wenigstens zurück nachhause finden. Der Wolf aber würde sich eine Nachthaube
aus dem vorletzten Jahrhundert überziehen und sich in das Bett legen, das am
Ende des mit Brotkrumen gesäumten Weges stünde. Er würde sich schon aufs Rotkäppchen
freuen, das er in einer spielerischen Anwandlung mein Rothäppchen nennen würde,
viel mehr aber läge ihm an dem Festmahl, das ich im Lauf der vielen Jahre verloren hätte.
. Aus irgendwelchen Gründen kann ich hier keine Fotos mehr hochladen. So habe ich einen neuen Blog gestartet, wobei ich mich dort noch ganz schön herumplage ... Aber hier: Andrea Heinisch, der Blog – Fotos, Texte und Neuigkeiten von Andrea Heinisch (wordpress.com) geht es weiter! Davon abgesehen bin ich jedoch wie jeden Sommer ohnehin schwer beschäftigt: Nach den ganzen Beeren müssen nun Tomaten, Gurken, Zuccini, Paprika, Lauch, ... verarbeitet werden, und Besuch findet sich hier auf unserem Hof ja auch immer wieder ein. Alles andere muss dazwischen passieren. :) Liebe Grüße, Andrea
Märchen sind so wunderbar wandlungsfähig.
AntwortenLöschenAber irgendwie bleibt mir heute das Wort im Munde stecken.
Die Realität scheint momentan jedes Märchen im Keime zu ersticken...
Einen lieben Gruss zu dir,
Brigitte
Ja, das ist wirklich ganz furchtbar, was da in so unmittelbarer Nähe grad passiert.
LöschenLiebe Grüße, Andrea