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Ein Maler

Der Maler greift nach seinem Pinsel, als ob er einen Colt aus dem Halfter reißen würde in höchster Gefahr. Ein Duell vielleicht. Er wirft Bilder auf die Leinwand, eines nach dem anderen, wie aufgezogen. Ganze Völkerschaften entstehen, wo sie entstehen sollen, jede Menge Personal und Figuren, die sich runden, wo sie sich runden sollen, und die sich strecken, wo sie sich strecken sollen. Im weichen Samt der Damen vom Boudoir oder im tiefen Schwarz der Talare. Mit wehenden Vorhängen vor offenen Fenstern oder als dunkle Schatten im wässrigen Blau eines unentschiedenen Himmels. Wie er so dasteht und Schlag um Schlag die Blätter füllt, als wären sie die Welt und er ihre Entsprechung, glaubt er vielleicht, er sei ein großer Held, der größte womöglich. Weit holt er aus und die Zuschauer ducken sich. Sie wissen nicht: holt er zum Schlag aus oder nur zum nächsten Pinselstrich. Tief in den Farbtopf getunkt spritzt es nur so, wenn die Farbe aufs Papier klatscht. Das gibt Spritzer wie von Blut oder Tränen oder auch nur Schweiß von der Anstrengung. Verstohlen wischen sich die Zuschauer auf ihren Wangen herum und kriegen rote Bäckchen wie Clowns, die sich zur Betriebsversammlung getroffen haben. Und der Maler wirft immer noch alles, das er hat, auf die Leinwand. Wie ein Aufziehmännchen aus Blech, das noch nicht abgelaufen ist. 





Kommentare

  1. Dieses Feuer der Leidenschaft muss wohl in den Ausnahmeartisten (Artistinnen) jeder Kunstrichtung und Couleur stecken. :--)
    Ein Lächeln in den "schmutzigen Donnerstag",
    Brigitte

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    1. Da wirst du Recht haben, ohne das geht's wohl eher nicht. :)
      Liebe Grüße, Andrea

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