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Über Pelzmäntel und E-Autos

Mir war es schon vor vielen Jahren suspekt, als Frauen ihre Pelzmäntel angesprüht wurden und man das als mehr oder weniger lässliches Vergehen angesehen hat, bzw. wo Verständnis bis Zustimmung gezeigt wurde. Nicht dass ich je einen Pelzmantel oder auch nur den Wunsch danach hatte und in meinem Freundinnenkreis gab es auch keine Pelzmantelträgerinnen, trotzdem: das ist ein ziemlich heftiger Übergriff, nicht nur auf fremdes Eigentum, sondern auch und vor allem auf die Person, die den Mantel trägt. Das Ganze war zum Wohl der Tiere gedacht, wurde also eigentlich als eine gute Sache angesehen, die die Mittel halt geheiligt hat. Und irgendwo im Untergrund spielte dann wohl auch der Neid eine Rolle, bzw. die Vorstellung, dass man es "denen da oben" auch ganz gern mal zeigt. 

Mir ist das wieder eingefallen, als wir unlängst von der Auffahrt auf die Autobahn kommend beim Einreihen wütend angehupt worden sind, wo derjenige, dessen Missfallen wir erregt hatten, dann noch extra aufs Gas gestiegen ist, wie um uns vorzuführen, wie ein richtiges Auto, wie ein richtiger Mann (?) zu sein hat. Ähnliches erleben wir seit einem halben Jahr immer mal wieder, deutlich öfter als in den weit über 30 Jahren davor. 

Ich bringe das in Zusammenhang damit, dass wir seit einem einem halben Jahr mit einem E-Auto unterwegs sind und das scheint manch einen - möglicherweise wegen der Elektrizität? - zu Blitzableitergefühlen zu animieren. So ein E-Autofahrer ist dann der leibhaftige Anti-Bezinbruder, er ist der Verräter, der Bobo-Öko, dem man eben ganz mal vorführt, wo es lang geht und vor allem womit. Wie bei dieser Pelz-Ansprühsache spielt sicher auch noch eine Rolle, dass diese E-Autos ziemlich teuer sind - und das benzinbefeuert das Ganze dann vermutlich auch noch ein Stück.

Es denen da oben mal so richtig zu zeigen, das ist in unseren Tagen generell der Antrieb für manches, das sich auf unseren Straßen so tut. Schön wäre es, wenn man in all diesen Dingen mal vom Gas gehen und sich dem, das da gezeigt werden soll, mit dem Kopf und nicht nur aus dem Bauch heraus widmen würde. 



Kommentare

  1. Ach ja, es ist so leicht, mit Fingern zu zeigen. Und das reicht schon lange nicht mehr. Die Aggressivität nimmt zu, die Intoleranz auch. Und die Gewalt ebenso.
    Eine friedliche, sozial gerechtere Welt rückt immer mehr ins Reich der Utopie.
    Das ist schade und macht traurig.

    Mit nachdenkliechen Grüssen,
    Brigitte

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    1. So ist es, die Idee der (unserer) Jugendzeit, dass alles für alle immer besser werden kann und wird, müssen wir leider begraben, denke ich.
      Aber es gibt ja eine neue Jugend - und das liegt ja schon auch Hoffnung drin.

      Liebe Grüße, Andrea

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