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Wenn der Schattenwerfer unterwegs ist

Wenn der Schattenwerfer unterwegs ist, muss man sich höllisch in Acht nehmen. Da verkriecht man sich am besten im dunkelsten Winkel, den man finden kann, weil schon der allerkleinste Blick reicht, dass man seinen Abdruck mitten im Gesicht kleben hat wie ein Brandmal. Und das ausnahmslos, weil der Schattenwerfer nur die Naturgesetze kennt und sich einen Dreck um die Menschengesetze schert, die ihm das untersagen würden. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder dem anderen sein Brandmal ins Gesicht kleben dürfte? 'Ihr schert euch doch selbst nicht um eure Gesetze', hat er aber gesagt, als man ihn eines Tages erwischt und vor den Kadi gezerrt hat. Und obwohl man im tiefsten Keller verhandelte, obwohl man jede erdenkliche Lichtquelle untersagte und man auch sonst keine Kosten und Mühen scheute, um den üblen Kerl hinter Schloss und Riegel zu bekommen - es nützte alles nichts: Der Schattenwerfer zwängte sich durchs bloß mit einem alten Tuch verhängte Schlüsselloch ins Freie wie so ein Dschinn und treibt sein Unwesen vollkommen unbeeindruckt weiter. Vorher hat er aber noch schnell eine Zeichnung an den Kellereingang geworfen. Zur Erinnerung. 




Kommentare

  1. Ein übler Geselle, dieser Schattenwerfer.
    Und er hat durchaus Ähnlichkleit mit real existierenden Geopolitikern dieser und früherer Zeiten. - Ihm ist kaum beizukommen. Er wird sein Unwesen treiben bis zum Einbruch der Nacht...

    Nachdenkliche Grüsse,
    Brigitte

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  2. Im Sommer gibt es eine bestimmte Form, die ich mir gefallen lassen - aber das sind die eher freundlich gesinnten Schattenspender ;)
    Herzliche Grüße

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    1. Ich denke wie du, dass es auch freundliche (schützende) Schattenwerfer gibt. Wie so ein Dschinn ja auch beides sein kann. Hoffen wir also auf die freundlichen!
      Liebe Grüße, Andrea

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  3. gestern sah ich ihn zeichnen mit leichter hand auf den glatten häuten der riesenbäume am fluss und es machte sie tanzen...
    lieber gruß
    Sylvia

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