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Annemie war in Prag

Annemie war in Prag, hat sie getanzt auf einem steinernen Treppenabsatz in einer von riesigen Scheinwerfern erhellten Burgruine (Was für ein Fest!) und Feuer hat sie sich von einem Kerl geholt, den sie nicht einmal gekannt hat. „Nettes Feuerzeug“, hat sie gesagt. Hat sie ihm einen tiefen Blick zugeworfen und sich am Absatz umgedreht. Ist sie zurückgekommen. Am Fenster sind wir gestanden und haben olympische Ringe in die Nacht geraucht. Ich greife mir ihre Jacke: tatsächlich, sie riecht nach Zigaretten. „Sag, wo bist du gewesen?“ „Hab ich dir doch erzählt.“ Ich frage nicht weiter. Ich kenne Annemie, sie wird nichts mehr sagen. Wenn sie privat ist, dann ist sie privat. Da kannst du einen Kopfstand machen, wenn du meinst, dass dir das was nützt. Ich sag‘ es dir gleich: Kein Wort wird über ihre Lippen kommen, die lässt dich dumm sterben. (Einmal habe ich Annemie gefragt, was sie machen würde, wenn sie in zwei Wochen sterben müsste. „Leben“, hat sie gesagt. – Genau das ist Annemie.)




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