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Ina zieht wieder aus

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Als ich gestern nachhause gekommen bin, war die Wohnung leer: Ina war nicht mehr da, Nur ein Schmierzettel ist am Tisch gelegen: „Bin wieder in die Wohnung vom Habeler gezogen. Melde mich, bis bald, deine Ina“. Nein, erleichtert war ich nicht. Warum auch? Besser ist es, wenn jemand da ist, wenn ich die Tür aufsperre, und ich hatte mir am Heimweg auch schon alles zurechtgelegt, das mir im Lauf des Tages durch den Kopf gegangen war. Mit Vorfreude, weil es ja viel schöner ist, wenn man‘s auch jemandem erzählen kann. Einfach so beim Abendessen. Auch wenn Ina nicht wirklich zugehört hätte, wenn sie wie üblich in ihren eigenen Gedanken festgesessen wäre, mich immer wieder mit ihrem eigenen Kram unterbrochen oder Fragen gestellt hätte, wo es ganz offensichtlich gewesen wäre, dass sie keine Sekunde lang zugehört hatte. Aber sie wäre da gewesen. Leibhaftig da gewesen (aber nicht leibhaftig wieder der Teufel oder der alte Pfarrer – in der Hölle soll er schmoren – oder Fleisch geworden wie Jesus oder spontan als ein aus dem Notfall heraus erdachter Deus Ex Machina in weiblich, sondern echt und als das, das sie ist: Ina.) „Ich bin Ina!“, hat sie damals gerufen und sich, die Arme weit geöffnet, als ob sie die ganze Welt dazu einladen würde, im Kreis gedreht. „Ihr müsst mich Ina rufen, sonst komme ich nicht!“ Wie begeistert sie von ihrer Idee gewesen ist, nein: wie begeistert sie von sich selbst gewesen ist. So begeistert – schon als Kind -, dass nur sie selbst und das, das sie wollte, zur Auswahl stehen konnte. Dass es eigentlich keine Auswahl gab: Die Welt war Ina und Ina war die Welt. Punktum und das ist heute keinen Millimeter anders. Erfreuen kann man sich an ihr, aber mehr geht nicht. Schon gar nicht kann man sie haben. So ist das nämlich. Der Habeler wird das auch noch begreifen, oder er hat es schon begriffen. Ich merke, dass ich traurig bin. Tatsächlich, sie fehlt mir. Ebenbauermäßig, knapp vorbei am Herz fehlt sie mir samt ihrem ganzen Klimbim, den sie natürlich auch mitgenommen hat.

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Neuer Blog: https://heinisch622718518.wordpress.com/

 . Aus irgendwelchen Gründen kann ich hier keine Fotos mehr hochladen. So habe ich einen neuen Blog gestartet, wobei ich mich dort noch ganz schön herumplage ...  Aber hier:  Andrea Heinisch, der Blog – Fotos, Texte und Neuigkeiten von Andrea Heinisch (wordpress.com)   geht es weiter! Davon abgesehen bin ich jedoch wie jeden Sommer ohnehin schwer beschäftigt:  Nach den ganzen Beeren müssen nun Tomaten, Gurken, Zuccini, Paprika, Lauch, ... verarbeitet werden, und Besuch findet sich hier auf unserem Hof ja auch immer wieder ein. Alles andere muss dazwischen passieren.  :) Liebe Grüße, Andrea

Save The Date: Herbsttermine

. 28.8.24: "Gute Kinder", Roman, Picus, erscheint 10.9.24:  Buchpräsentation  im Leporello, Singerstraße 7 14.9.24:  Premiere der Bühnenfassung  der Guten Kinder in der  Theaterarche , Wien 25. 9., 26.9., 4.10., 5.10., 10.10, 11.10., 12,10., 22.10., 23.10. - Aufführungen 20.9.:  Präsentation der Waldviertelanthologie  in St. Leonhard/Hornerwald im Gasthaus Staar 2.10.24:  Lesung aus den Guten Kindern in Lhotskys Literaturbuffet , 18.30

Über den Tellerrand

  Eben gelesen, dass auch F. über den Tellerrand schaut. Ja, seit einiger Zeit schauen alle nur noch über den Tellerrand. Welche Suppe sie einstweilen (aus)löffeln, bemerken sie nicht, weil sie ja ... siehe oben: mit dem Über-den-Tellerrand-Schauen beschäftigt sind. Was sie dort sehen, erfahren wir übrigens nicht. Müssen wir auch nicht, weil sie dort eh immer nur das sehen, das sie vorher schon gewusst haben. Mahlzeit!