Die Großmutter. Die Großmutter drückt sich das Kind an die Brust. Es reibt seine Nase in die Leibschürze wie damals ihr Erstgeborener. Die Großmutter streicht dem Kind über die Haare. Fast schwarz sind sie und widerborstig. Der Erstgeborene hat ganz weiches, helles Haar gehabt, sogar sein Barthaar war weich, ist wie ein seidiger Flaum am Kinn und über seinen Lippen gestanden. Gegen das Licht hat er rötlich geschimmert. Genauso wie es bei ihrem Vater und bei seinem Vater gewesen ist. Das Kind schimmert nicht, aber seine Augen glitzern und es hat eine Rotznase, die es in die Leibschürze der Großmutter wischt. Schade, dass das Kind den Erstgeborenen nicht kennenlernen kann. Weil er irgendwo in Russland liegt. Erschossen, verschüttet, verhungert, erfroren. „Hör‘ endlich auf damit. Es reicht!“, hat der Mann gesagt und sie hat zurück geredet, weil es nie reichen wird, ihr Leben lang nicht. Da hat er sich wortlos umgedreht und ist ins Wirtshaus gegangen. Einmal hat sich die Großmutter das Kind so fest an die Brust gedrückt, dass es fast erstickt ist. Da ist sie so erschrocken, dass sie beim nächsten Mal gesagt hat: „Du bist schon zu groß für meine Leibschürze.“ Sie hat aus dem Ärmel ein Taschentuch gezogen und es dem Kind in die Hände gedrückt.
Traurig schön, diese Geschichte!
AntwortenLöschenLieben Gruss,
Brigitte
Danke!
LöschenLiebe Grüße, Andrea