Heute: Leseeindrücke & Leseempfehlung! Nicht nur, aber auch weil ja ganz aktuell wieder Kinder flüchten müssen.
Lilly Maier:
- Arthur und Lilly. Das Mädchen und der Holocaust-Überlebende. Zwei Leben,
eine Geschichte
- Auf Wiedersehen Kinder! Ernst Papanek. Revolutionär, Reformpädagoge und
Retter jüdischer Kinder
Arthur und Lilly ist ein Buch, das vom Leben erzählt und vom
Trotzdem-Leben. Es erzählt von einem Wiener Buben und von einem Wiener Mädchen
und vom Aufeinandertreffen der beiden in einer Wiener Wohnung. Zeitversetzt,
was ihr Alter angeht, zeitgleich, was das Aufeinandertreffen angeht. Dazwischen
liegt das Leben von Oswald (Ossi) / Arthur Kern / Kernstock. Zwei Leben sind
es, eines vor dem rettenden Kindertransport nach Frankreich und eines danach.
Lilly Maier berichtet detailgenau - mit dem geschulten Blick der
Historikerin und dem Blick des Mädchens, das nun erwachsen geworden und geprägt
durch diese Begegnung dem nachgeht, das das Leben des Arthur Kern sichtbar und
damit erinnerbar macht. Man ist dabei, wenn Lilly Maier Schichten freilegt,
Fäden entwirrt, Entwicklungen nachzeichnet, Zusammenhänge innerhalb der
beschriebenen Zeit herstellt, aber auch in der Zeit, in der sie für das Buch
herumreist, um alles zusammenzutragen, das nur irgendwie noch greif-, sicht-
und hörbar ist. Wir sind Zeugen ihrer Recherche, werden so in gewisser Weise
auch Teil dieser Geschichte.
In derselben sorgfältigen, vielschichtigen Weise zeichnet Lilly Maier
einige Jahre später auch das Leben des Ernst Papanek nach, eines Wiener
Reformpädagogen, der ihr bei den Recherchen zu ihrem ersten Buch begegnet ist.
Er hat in Paris Heime für jüdische Flüchtlingsheime geleitet wie auch das, in
dem Arthur Kern als 10-Jähriger angekommen ist. Wenn man liest, was er zum
Thema Pädagogik zu sagen hatte und wie er handelte, ist es unverständlich, dass
man ihn so gut wie vergessen hat. Hatte, bis zu diesem Buch. (Wie ich hoffe!)
https://lillymaier.wordpress.com/
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