Direkt zum Hauptbereich

Suchbilder und eine Rezension

 .


(Buchhandlung Morawa, 1010 Wien)




(Leporello, Singerstraße)



Andrea Heinisch: Henriette lächelt. Roman (Picus Verlag), 23,-

Ich hatte bereits Gelegenheit, ihn zu lesen und mich auf das Angenehmste überraschen zu lassen.

„Wenn die anderen Frauen über ihre Figur reden, schweigt Henriette, weil sie nicht mitreden kann. Henriette hat keine Figur.“ Henriette hat 190 Kilo, nur ihre Finger sind schlank, Pianistinnenfinger. Henriette ist Buchhalterin im Homeoffice.

„Jeden Morgen beschließt Henriette abzunehmen“, Strategien werden erprobt, die geheimen Vorräte sind in geheimen Fächern, geheimen Laden versteckt, der Lieferdienst liefert prompt. Henriette hat drei. Und Henriette hat eine Mutter im Genick, von der sie sich nicht zu emanzipieren weiß. Die Mutter liegt zwar am Friedhof, ist aber allgegenwärtig.

„Henriette hat so schwer an sich zu tragen, dass sie nicht auch noch Verantwortung tragen kann.“

Henriette hatte nicht immer 190 Kilo —Tendenz steigend. Als sie noch U-80 war, hat sie sich wahllos Liebhaber mitgenommen. Die Psychologie, die im Text steckt, ist feiner ziseliert, als ich es gerade darstelle. Es gibt noch eine Freundin im Haus, einen Arbeitskollegen, den Lieferservice, Margeritenblüten in der Herzkammer, …

Sehr angetan war ich von der Sprache, exakt abgezirkelt, jedes Wort an seinem Platz, kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig, große Poesie.

„Henriette lächelt. Es sind Platanen.“ so endet der Roman, möge der Leser die Leserin gleichfalls lächeln, feine Ironie beinhaltet das Buch ausreichend. Warum es Platanen sind, die Henriette lächeln machen, da müsst ihr selber draufkommen.


(Gerhard Hintringer)

 

Kommentare

  1. Liebe Andrea, ich habe auch schon angefangen zu lesen und hätte gut und gerne die Nacht durchlesen können. Mir sind aber die Augen zugefallen. Henriette hat mich gepackt. Ihr Schicksal hat mich gepackt. Die Mutter möcht‘ ich schütteln.

    Deine Schreibsprache kannte ich ja schon und war am Anfang doch ein bisschen ob der kurzen Kapitel irritiert. Jetzt finde ich, dass es sehr passend zum Text ist.
    Herzliche Grüße und noch mal Gratulation

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank, liebe piri, das freut mich sehr. :)
      Liebe Grüße, Andrea

      Löschen
  2. Wunderbar, wie es geschätzt wird, Dein Buch! Eine tolle Rezension, die ich schon jetzt "mitfühlen" kann.
    Auch ich habe schon begonnen, mich mit Henriette zu beschäftigen, darf aber zuerst ein anderes Buch fertiglesen, doch dann ...
    Vorfreude ist auch etwas sehr Feines! Liebe Grüße, C Stern

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke und ja, Vorfreude ist etwas Schönes!
      Liebe Grüße, Andrea

      Löschen
  3. Henriette ist bei uns. Henriette wartet jeden Abend darauf, dass sie uns ihre Geschichte erzählen kann. Wir mögen Henriette. Wir mögen ihre Geschichte und hoffen mit ihr!
    Wir mögen den Witz der bei aller Ernsthaftigkeit dabei ist. Noch haben wir die Hälfte vor uns und wissen doch, dass wir traurig sein werden, wenn Henriette schweigt. Noch lächelt Henriette!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia (und Felix)


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das freut mich sehr, Syntaxia & Felix, dass Henriette bei euch so herzliche Aufnahme gefunden hat! Viel Lesefreude noch und liebe Grüße, Andrea

      Löschen
  4. oh das ist ja wundervoll, das werde ich mir dann auch zulegen, hört sich sehr interessant an!
    herzlichen glückwunsch!
    lieber gruß
    Sylvia

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Neuer Blog: https://heinisch622718518.wordpress.com/

 . Aus irgendwelchen Gründen kann ich hier keine Fotos mehr hochladen. So habe ich einen neuen Blog gestartet, wobei ich mich dort noch ganz schön herumplage ...  Aber hier:  Andrea Heinisch, der Blog – Fotos, Texte und Neuigkeiten von Andrea Heinisch (wordpress.com)   geht es weiter! Davon abgesehen bin ich jedoch wie jeden Sommer ohnehin schwer beschäftigt:  Nach den ganzen Beeren müssen nun Tomaten, Gurken, Zuccini, Paprika, Lauch, ... verarbeitet werden, und Besuch findet sich hier auf unserem Hof ja auch immer wieder ein. Alles andere muss dazwischen passieren.  :) Liebe Grüße, Andrea

Save The Date: Herbsttermine

. 28.8.24: "Gute Kinder", Roman, Picus, erscheint 10.9.24:  Buchpräsentation  im Leporello, Singerstraße 7 14.9.24:  Premiere der Bühnenfassung  der Guten Kinder in der  Theaterarche , Wien 25. 9., 26.9., 4.10., 5.10., 10.10, 11.10., 12,10., 22.10., 23.10. - Aufführungen 20.9.:  Präsentation der Waldviertelanthologie  in St. Leonhard/Hornerwald im Gasthaus Staar 2.10.24:  Lesung aus den Guten Kindern in Lhotskys Literaturbuffet , 18.30

Über den Tellerrand

  Eben gelesen, dass auch F. über den Tellerrand schaut. Ja, seit einiger Zeit schauen alle nur noch über den Tellerrand. Welche Suppe sie einstweilen (aus)löffeln, bemerken sie nicht, weil sie ja ... siehe oben: mit dem Über-den-Tellerrand-Schauen beschäftigt sind. Was sie dort sehen, erfahren wir übrigens nicht. Müssen wir auch nicht, weil sie dort eh immer nur das sehen, das sie vorher schon gewusst haben. Mahlzeit!