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Am offenen Herzen

‚Wer hat was von Lieben am offenen Herzen gesagt?‘, sagt die Geliebte. ‚Wer hat was von Öffnen gesagt?‘, sagt der Liebende und macht ein Gesicht, als ob er sich gleich ein Herz für noch mehr fassen würde. Als ob er sich gleich sein Herz für ihr Herz fassen würde. Und noch bevor die Geliebte auch nur Luft holen kann, greift er schon zu und hebt ihr das Herz aus dem Leib. Streicht er ihm zärtlich das tropfende Blut von den Seiten, hält er es sich an die Wangen und ans Ohr, um es klopfen zu hören. ‚Lass mich raus!‘, klopft es da, ‚Lass mich raus aus deiner Nummer!‘, klopft es noch deutlicher, doch der Liebende ist viel zu glücklich, um die Zeichen verstehen zu können. Stolz läuft er mit dem Herz der Geliebten auf die Straße, hebt er es in die Höhe wie der Priester die Monstranz bei der Wandlung, ruft er die Menschen herbei, damit sie ihn sehen in seinem Glück. Sie aber, die Geliebte, bleibt zurück mit ihrer Haut und ihren Knochen und dem Loch in der Brust, als hätte sie jemand erschossen.




Kommentare

  1. Was für eine makabere, gruselige Geschichte zu St. Valentin.
    Dass sie aber auch ihr Herz dermassen offen legt: Das ist grobfahrlässig. :--)
    Und er wird nicht lange Freude haben an dem pochenden Etwas...
    Einen schockstarren Gruss,
    Brigitte

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    1. Ja, gruselig, finde ich auch. :) Ist mir quasi sprachspielmäßig zugeflogen. Weil es ja echt viele Redewendungen mit "Herz" gibt. Und schon allein der Ausdruck "sein Herz für jemanden öffnen" ist ja wörtlich genommen eine heftige Angelegenheit! :)
      Und wenn ich mir (ums auch ernster zu sehen) anschaue, was Frauen so alles Arges und Ärgstes passiert, das in der "Liebe" des Mannes seinen Ursprung hat, dann ist es ein durchaus auch ein ealistischer Text.
      Liebe Grüße, Andrea

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